14.07.2021
In einem fehlgeleiteten Versuch, die Verwendung von Antibiotika für den menschlichen Gebrauch zu schützen und die Zunahme antimikrobieller Resistenzen einzudämmen, haben gestern die Mitglieder des EU-Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) mit 38 Ja-Stimmen zu 18 Nein-Stimmen und 22 Enthaltungen einen Entschließungsantrag angenommen, der sich gegen die delegierte EU-Verordnung über die „Kriterien für die Einstufung antimikrobieller Mittel, die für die Behandlung bestimmter Infektionen beim Menschen vorbehalten sind“ wendet.
Die Europäische
Kommission hatte diesen delegierten Rechtsakt zusammen mit den Mitgliedstaaten
auf der Grundlage der wissenschaftlichen Beratung durch die Europäische
Arzneimittel-Agentur (EMA) erarbeitet, die drei Kriterien festlegte, nämlich
Mit Befürchtungen,
die auf veralteten Annahmen über den Missbrauch von Antibiotika im Tierbereich
und einer völligen Fehlinterpretation der WHO-Empfehlungen beruhen, lehnt
dieser Schritt die wissenschaftlichen Empfehlungen der EMA in Abstimmung mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit
(EFSA) und dem Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von
Krankheiten (ECDC) ab. Das gefährdet
neben der öffentlichen Gesundheit und der Lebensmittelsicherheit auch ernsthaft die
Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere. Zugleich stellt der
Beschluss eine klare Missachtung des in der EU etablierten
wissenschaftsbasierten Entscheidungsfindungsprozesses dar und ignoriert die
wiederholten Aufrufe der eigenen Behörde, antimikrobielle Resistenzen mit dem
One- Health-Ansatz zu bekämpfen.
Das willkürliche Verbot der einzigen therapeutischen Möglichkeit gegen bakterielle Infektionen bedeutet, dass alle Tiere, auch Haustiere, unbehandelt bleiben, was zu unnötigem Leiden und sogar zu ihrem Tod führen kann. Dies steht in eklatantem Widerspruch zum Vertrag von Lissabon, der Tiere als fühlende Wesen anerkennt, sowie zu der Bedeutung, die die Bürger dem Tierschutz beimessen, wie kürzlich die erfolgreiche europäische Bürgerinitiative „End the Cage Age“ gezeigt hat.
Der Antrag, über den gestern abgestimmt wurde, wird sich lediglich negativ auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere auswirken und keinen positiven Einfluss auf die öffentliche Gesundheit oder die Antibiotikaresistenz haben.
Der bpt wird gemeinsam mit seinen europäischen Partnerverbänden den
Kampf für einen wissenschaftsbasierten One-Health-Ansatz in den
nächsten Monaten fortsetzen und sich dabei auf die Plenarabstimmung im
September konzentrieren.
ENVI-Abstimmungsergebnis (4. Commission Delegated Regulation supplementing Regulation (EU) 2019/6 of the European Parliament and of the Council - Martin Häusling (Greens/EFA)