20.11.2020
Für 2.200 angemeldete
Tierärztinnen und Tierärzte öffneten sich gestern die Pforten zu Europas erstem
digitalen Praktikerkongress. Bereits morgens konnten sie sich auf der
Kongressplattform einloggen und direkt die Hallen der Fach- und Jobmesse
besuchen sowie die on-demand-Vorträge auf den Fortbildungs- und Berufspolitik-Bühnen
abrufen. Um die Mittagszeit fanden dann die ersten Live-Fortbildungen zur
Kleintieranästhesie mit mehr als 400 Besuchern und zum Controlling im Rahmen
der Praxisführung mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. „Mit dieser
hohen Besucherzahl zum Auftakt unserer Live-Webinar-Reihe haben wir überhaupt nicht
gerechnet. Das hat uns wirklich überrascht und natürlich sehr gefreut“, kommentiert
Moder den unerwarteten Erfolg. „In einer Präsenzveranstaltung hätten so viele
Besucher gar keinen Platz in den Vortragsräumen gefunden. Die digitale Welt bietet
ganz offensichtlich auch eine Menge Vorteile, so sehr sich viele auch eine
Präsenzveranstaltung gewünscht hatten“, so Moder weiter.
Offiziell eröffnete der
bpt-Präsident den Kongress am Abend live aus dem Studio in der bpt-Geschäftsstelle
in Frankfurt mit Begrüßung der europäischen und nationalen Ehrengäste und einem
kurzen Statement zu den wesentlichen Aktivitäten des bpt insbesondere im Zuge
der Corona-Krise, wie die fast im Alleingang erkämpfte Systemrelevanz für die
Kleintier- und Pferdepraxis oder auch die in dieser Woche im Bundestag beschlossene
Aufnahme der Vetmed-Labore in das Infektionsschutzgesetz. Die besten Wünsche
für einen erfolgreichen Kongress und ihren Dank für die Arbeit der Tierärzte übermittelte
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in einem Grußwort. Auch der
Präsident des europäischen Tierärzteverbandes, Dr. Rens van Dobbenburgh,
überbrachte live zugeschaltet die besten Grüße und Wünsche im Namen der
europäischen Tierärzte.
In der anschließenden berufspolitischen Diskussionsrunde
widmeten sich neben bpt-Präsident Moder und FVE-Präsident van Dobbenburgh via
Livestream Betina Prestel (Boehringer Ingelheim Vetmedica
GmbH), Dr.
Rainer Schneichel (Tierklinik Dr. Schneichel) und Dr. Antje Steinke (Leitung der AniCura
Tierärztlichen Fachpraxis am Klinkerberg) der Frage, wie die Praktiker durch die Corona-Krise gekommen sind und
was sich aus dem Lockdown für die Zukunft lernen lässt. Eingebunden waren die
Kongressteilnehmer per Chat, sodass die Diskussion tatsächlich wie eine
Präsenzveranstaltung funktioniert hat. Und auch das war eine Überraschung: Durchschnittlich
nahmen rund 700 Tierärztinnen und Tierärzte an der Veranstaltung am ersten
Kongressabend teil.
Die eigenen Erfahrungen der Diskutanten, wie
sie mit ihren Praxen durch den ersten Lockdown gekommen sind und was sie für
die kommende Zeit erwarten, deckte sich mit den Ergebnissen der
bpt-Frühjahrsumfragen ebenso wie mit den Aussagen der die Diskussion
begleitenden Kurzumfragen bei den Kongressteilnehmern: Für rund zwei Drittel
lief es in 2020 gut oder sogar besser als im Vorjahr. Etwa die Hälfte ist
optimistisch, dass sie gut durch die Krise kommen wird und erwartet sogar
weiteres Wachstum, rund 45 Prozent dagegen eine längere, aber nicht bedrohliche
Phase der Stagnation. Anders sieht es in den europäischen Nachbarländern,
insbesondere in Großbritannien aus. „Die Anerkennung als systemrelevanter Beruf
hat den deutschen Tierarztpraxen sehr geholfen. Die Praxen in anderen Ländern,
die nur die Notfallversorgung durchführen durften, mussten hohe Umsatzeinbußen
hinnehmen“, erklärte FVE-Präsident van Dobbenburgh.
Gefragt nach besserer Vorbereitung auf
ähnlich einschneidende Situationen in der Zukunft, wurde u. a. vorgeschlagen,
die Praxisstrukturen zu überdenken, die Hygienevorkehrungen zu verbessern und die
Kommunikationswege auf digitale Kanäle umzustellen. Letzteres führte sogleich
zum Thema Telemedizin, die nach Einschätzung aller in Deutschland noch in den
Kinderschuhen steckt. Mit den Worten: „Hier muss dringend etwas geschehen,
sonst werden die Tierärzte abgehängt“, machte Siegfried Moder seinen Standpunkt
deutlich. „Der Bereich Telemedizin darf auf keinen Fall nur von der
Pharmaindustrie, den Klinikketten oder gar von Berufsfremden übernommen werden
und vor allem nicht an der Masse der Tierarztpraxen vorbeigehen. Dafür wird
sich der bpt mit allen Mitteln einsetzen“, erklärte der bpt-Präsident.
Zum Abschluss der angeregten Diskussion verwies
Moder noch auf zwei neue Programmpunkte: „Es ist uns gelungen, den Präsidenten
des Friedrich-Loeffler-Instituts, Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. Mettenleiter, für unsere
Veranstaltung „Chatten mit dem bpt-Präsidenten“ am Dienstag, den 24. November,
um 19.00 Uhr, als Gastreferenten zu gewinnen. Im Chat wird es also nicht nur
aktuelle Infos zur ASP, sondern auch Neues zu COVID und Geflügelpest geben. Ich
lade alle herzlich ein, daran und auch an unserer After Show Party am letzten
Kongresstag ab 21.00 Uhr im Anschluss an die letzte Diskussionsrunde zum Thema
Fachkräftemange teilzunehmen."
Zum bpt-Kongress kann man sich noch bis zum 25. November jederzeit anmelden. Alle Kongressinhalte können bis zum 9. Dezember abgerufen und dafür auch ATF-Stunden erworben werden.