29.06.2020
Die Bundesverband Praktizierender
Tierärzte (bpt) begrüßt die 17. AMG-Novelle, die am kommenden Mittwoch vom
Bundeskabinett beschlossen werden soll. Die Änderungen führen zu mehr Klarheit
und Rechtssicherheit“, betont bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder. „Dennoch
hätten wir uns einen größeren Wurf gewünscht, insbesondere eine Weiterentwicklung
des Monitoringsystems. Auch für Entbürokratisierungen wäre jetzt die richtige
Zeit.“
Vor allem ein Punkt ist aber aus fachlicher
Sicht nicht nachvollziehbar: Das zuständige Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft hält daran fest, bestimmte Kombinationspräparate bei der
Bewertung im Monitoringsystem mit dem Faktor 2 zu belegen. Neben
Trimethoprim-Sulfonamiden spielt in der Tiermedizin vor allem die Kombination
aus Lincomycin und Spectinomycin eine große Rolle. Beide Wirkstoffe werden in
der Humanmedizin nicht eingesetzt und sollten nach Auffassung des Verbandes
eher gefördert werden, insbesondere um den Einsatz von kritischen Antibiotika
weiter reduzieren zu können. Gerade in der Geflügelpraxis könnte z. B. durch
den Einsatz dieses zugelassenen Kombinationsantibiotikums die politisch immer
wieder geforderte Reduktion von Colistin erfolgen. Tritt die 17. AMG-Novelle
unverändert in Kraft, ist zu erwarten, dass diese Kombinationspräparate weniger
zum Einsatz kommen werden, weil die Betriebe damit schnell und stark im Therapieindex
ansteigen würden. „Darauf hatten wir bereits in unseren Stellungnahmen immer
wieder eindringlich hingewiesen.
Wir appellieren deshalb nochmals an den Gesetzgeber, alle
Kombinationswirkstoffe mit dem Faktor 1 zu bewerten, um damit zu verhindern, dass andere für die
Resistenzsituation kritischere Wirkstoffe eingesetzt werden müssen“, fordert Moder mit
Blick auf die Entscheidung im Kabinett, vor allem aber auch mit Blick auf die
noch folgenden Beratungen in Bundestag und Bundesrat.
Vor dem Hintergrund der aktuellen
Schlachthofschließungen weist bpt-Präsident Moder außerdem darauf hin, dass es
durch verminderte Schlachtkapazitäten zu einer vorübergehenden Überbelegung von
Ställen und dadurch unter Umständen zu gesundheitlichen Problemen bei den
Tieren mit der Folge eines erhöhten Antibiotikaeinsatzes kommen kann.
Das im Jahr 2013 gesetzlich
verankerte AMG-Antibiotikamonitoring hat in Verbindung mit dem seit dem Jahr
2011 über QS privatwirtschaftlich organisierten Antibiotikamonitoring dazu
beigetragen, dass Antibiotika bei Tieren in Deutschland noch zielgerichteter
eingesetzt werden. Beleg dafür ist nicht nur eine rund 60-prozentige Reduktion
der Antibiotikamengen in Deutschland, sondern vor allem die Verbesserung der
Resistenzsituation bei ausgesuchten Bakterien.
Ansprechpartner für diese Meldung:
Dr. Siegfried Moder (bpt-Präsident)
T. 0172/3673002