23.03.2021
Viele angestellte Tierärztinnen und Tierärzte arbeiten länger,
als es das Arbeitszeitgesetz erlaubt. Ihre Arbeitszeit wird jedoch häufig gar
nicht erfasst. Das hat eine Umfrage des Arbeitskreises Angestellte Tierärzte im
Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) im vergangenen Jahr unter
angestellten Tierärzten ergeben.
bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder kommentiert diesen
Missstand: „Wir vertreten als Berufsverband der Praktiker auch die Interessen
tierärztlicher Arbeitnehmer. Ich appelliere deshalb an alle tierärztlichen
Arbeitgeber, ob sie nun Mitglied bei uns sind oder nicht, den rechtlichen
Rahmen des Arbeitszeitgesetzes zu beachten.“ Der bpt schult Inhaber und
Studenten schon seit langem, damit Praxisinhaber attraktive Arbeitsplätze
bieten und wirtschaftlich erfolgreiche Praxen führen können. „Wenn wir es als
Branche nicht schaffen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, dann wird sich
der aktuelle Nachwuchsmangel noch weiter verschärfen“, so Moder. Es könne nicht
im Interesse tierärztlicher Arbeitgeber liegen, wenn immer mehr junge
Kolleginnen und Kollegen dem einstigen Traumberuf den Rücken kehren.
Der bpt-Umfrage zufolge empfinden auch viele Angestellte ihr
Gehalt im Vergleich zu anderen Berufen als zu gering. Unbezahlte Überstunden
und unbezahlte Rufbereitschaft verschärfen das Problem. Der bpt-Präsident betont
deshalb, dass die Mindestgehaltsempfehlungen des bpt nur eine absolute
Untergrenze sein können, da sie allenfalls für ländliche Regionen mit geringen
Lebenshaltungskosten passen. Gerade in teuren Großstadtlagen reiche ein
Tierarztgehalt oft kaum, um auch die notwendige Kinderbetreuung finanzieren zu können. Gleichwohl
sei es nicht nur für Praxisinhaber wichtig sich mit Ökonomie auseinander zu
setzen, auch für Arbeitnehmer ist es wichtig zu lernen, dass ihr Gehalt unter
betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten verdient werden muss.
Da solche Inhalte nicht im Studium vermittelt werden, macht
der bpt schon seit vielen Jahren Angebote zur Förderung des
betriebswirtschaftlichen Denkens für Tiermedizinstudierende, u. a. als
Wahlpflichtfach an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover (TiHo) und künftig
an der LMU München. Mit der Seminarreihe ‚bpt-Praxismanager‘ und dem neuen
berufsbegleitenden Bildungsprogramm in Zusammenarbeit mit der Hochschule
Neu-Ulm (HNU), das im Mai 2021 startet, vermittelt der bpt fundierte und
praxisorientierte Kompetenzen rund um das Management von Tierarztpraxen und
-kliniken.
Eine ausführliche Diskussion der Umfrageergebnisse ist im Rahmen des bpt-Kongresses 2021 DIGITAL geplant. Eine Zusammenfassung der Umfrageergebnisse ist hier abrufbar: